Achtsamkeit als Schlüssel zu einem erfüllten Weihnachtsfest

Die Weihnachtszeit ist für viele Menschen eine der schönsten, aber auch eine der stressigsten Zeiten im Jahr. Überall wird zum Einkaufen, Schenken und Feiern aufgerufen – die Stadt ist festlich geschmückt, die Werbung spricht uns ständig an und die Erwartungen an uns selbst sowie unsere Umgebung wachsen. Weihnachten wird nicht selten mit Konsum, materiellen Werten und äußeren Normen verbunden, während der wahre Geist der Feiertage in den Hintergrund tritt. Inmitten dieser Konsumflut und des festlichen Trubels kann Achtsamkeit ein wertvolles Mittel sein, um die Feiertage wirklich zu genießen und gleichzeitig den übermäßigen Stress und die negativen Auswirkungen des Konsums zu vermeiden. Besonders für Menschen, die unter psychischen Belastungen wie Stress, Ängsten oder Depressionen leiden, kann ein achtsamer Umgang mit der Weihnachtszeit eine hilfreiche Strategie sein.

Achtsamkeit als Schlüssel zu einem bewussteren Leben

Achtsamkeit bedeutet im Moment zu leben und die eigene Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt zu richten. Dieser Begriff, der ursprünglich aus der buddhistischen Praxis stammt, hat in den letzten Jahren einen festen Platz in der westlichen Psychologie gefunden. Achtsamkeit hilft dabei den Geist zu beruhigen, unnötigen Stress zu reduzieren und den Fokus auf das Wesentliche zu lenken. In der Weihnachtszeit kann Achtsamkeit besonders wertvoll sein, da sie uns hilft den hektischen Alltag zu entschleunigen und den wahren Zauber der festlichen Zeit zu erleben.

Es geht darum, den Moment bewusst wahrzunehmen, ohne von äußeren Erwartungen oder dem Druck des Konsums abgelenkt zu werden. Dies bedeutet sich Zeit zu nehmen, um sich zu entspannen, die einfachen Freuden des Lebens zu schätzen und sich nicht von äußeren Einflüssen übermannen zu lassen.

Weihnachtszeit und Konsum: Die Schattenseite des Festes

In der heutigen Konsumgesellschaft ist Weihnachten eng mit dem Thema Schenken und Konsumieren verbunden. Laut einer Umfrage des Statistischen Bundesamtes geben deutsche Verbraucher im Durchschnitt zwischen 400 und 500 Euro für Weihnachtsgeschenke aus. Der Einzelhandel erzielt in dieser Zeit riesige Umsätze und auch in vielen Familien ist das Geschenkewunder ein zentraler Bestandteil der Feierlichkeiten. Doch der Weihnachtskonsum ist nicht nur eine finanzielle Belastung, sondern kann auch emotionale und psychische Auswirkungen haben:

  • Gesellschaftlicher Druck: Durch Werbung und soziale Medien werden wir ständig dazu angeregt mehr zu kaufen und zu schenken, um die Erwartungen anderer zu erfüllen. Der „Konsumdruck“ steigt und viele Menschen fühlen sich gestresst und überfordert.
  • Ängste und Unruhe: Besonders Menschen, die unter psychischen Störungen wie Angststörungen oder Depressionen leiden, können in der Weihnachtszeit verstärkten Druck empfinden. Die Vorstellung „perfekte“ Geschenke zu kaufen, die festliche Atmosphäre zu gewährleisten und soziale Erwartungen zu erfüllen, kann zu einer Überforderung führen.
  • Stress und Erschöpfung: Die Weihnachtsvorbereitungen sind für viele mit Stress, Zeitdruck und übermäßiger Aktivität verbunden. Diese zusätzliche Belastung kann dazu führen, dass Menschen sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse aus den Augen verlieren.

Achtsamkeit als Gegenmittel zu Konsumdruck und Stress

Achtsamkeit ist ein wirksames Mittel, um den übermäßigen Konsum und den damit verbundenen Stress zu vermeiden. Sie hilft dabei den Fokus wieder auf das Wesentliche zu richten – die Menschen, die uns am Herzen liegen und die Erlebnisse, die uns Freude bereiten. Gerade in der Weihnachtszeit, in der äußere Einflüsse und gesellschaftliche Erwartungen stark spürbar sind, kann Achtsamkeit eine wichtige Rolle spielen.

Wie Achtsamkeit die Weihnachtszeit bereichern kann

Den Moment genießen statt hetzen
Weihnachten ist für viele eine Zeit der Hektik: Geschenke müssen gekauft, Termine koordiniert und Vorbereitungen getroffen werden. Doch anstatt sich durch diese Liste abzuarbeiten, kann Achtsamkeit helfen den Moment zu genießen. Dies bedeutet, sich auf die kleinen Dinge zu konzentrieren, die Weihnachten ausmachen, wie das Schmücken des Baums, das Zubereiten eines Gerichts oder das Zusammensein mit Familie und Freunden.

Praktisches Beispiel:
Statt sich durch Menschenmengen beim Einkaufen zu quatschen, können Sie sich bewusst Zeit nehmen, um den Duft von frisch gebackenen Keksen zu genießen oder das Lächeln eines geliebten Menschen zu schätzen.

Realistische Erwartungen an Weihnachten setzen
Oftmals entstehen in der Weihnachtszeit hohe Erwartungen: „Das perfekte Fest“, „die schönsten Geschenke“ und „die beste Stimmung“. Diese unrealistischen Erwartungen können zu Enttäuschungen und einem Gefühl der Unzulänglichkeit führen. Achtsamkeit hilft dabei die eigenen Erwartungen zu überprüfen und eine gesunde, realistische Perspektive einzunehmen.

Praktisches Beispiel:
Anstatt sich zu stressen, dass alles perfekt sein muss, akzeptieren Sie die Unvollkommenheit der Situation. Vielleicht ist nicht jedes Geschenk ein Meisterwerk, sondern die gemeinsamen Erlebnisse und die Zeit miteinander sind das wahre Geschenk.

Den Konsum in Balance halten
Ein achtsamer Umgang mit dem Thema Konsum bedeutet nicht, dass man gänzlich auf Geschenke oder schöne Feiern verzichten muss, sondern dass man sich bewusst entscheidet, was für einen selbst und die eigenen Lieben wirklich von Bedeutung ist. Achtsamkeit hilft dabei den Fokus auf nachhaltige und sinnvolle Geschenke zu richten, anstatt in der Kaufrausch-Falle zu landen.

Praktisches Beispiel:
Anstatt teure materielle Geschenke zu kaufen, überlegen Sie, wie Sie Ihre Wertschätzung auf eine persönlichere Art und Weise ausdrücken können – vielleicht durch ein handgeschriebenes Buch, eine gemeinsame Aktivität oder etwas Selbstgemachtes.

Stress abbauen und innehalten
Achtsamkeit ist besonders hilfreich, um den Stress der Feiertage zu reduzieren. Hierbei können Achtsamkeitsübungen wie Meditation, tiefe Atemübungen oder achtsame Spaziergänge helfen den Geist zu beruhigen und wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

Praktisches Beispiel:
Nehmen Sie sich täglich zehn Minuten Zeit, um bewusst zu atmen und den Körper zu entspannen. Schalten Sie Ihr Handy aus und konzentrieren Sie sich nur auf Ihre Atmung und den Moment.

Achtsamkeit bei psychischen Belastungen: Unterstützung für Betroffene

Für Menschen, die unter psychischen Belastungen wie Angststörungen, Depressionen oder Burnout leiden, können die Feiertage besonders herausfordernd sein. Achtsamkeit bietet in solchen Fällen eine Möglichkeit, mit den eigenen Gefühlen und dem Stress umzugehen, ohne sich von den äußeren Anforderungen überwältigen zu lassen.

  • Angststörungen: Achtsamkeit kann helfen sich auf den Moment zu konzentrieren und die ständigen Sorgen und Ängste zu reduzieren, die in der Weihnachtszeit oft verstärkt auftreten.
  • Depressionen: Menschen, die unter Depressionen leiden, können durch Achtsamkeit lernen ihre negativen Gedankenmuster zu erkennen und umzulenken, wodurch sich ihre emotionale Belastung verringern kann.
  • Burnout: In der Weihnachtszeit kann die Belastung durch berufliche und familiäre Verpflichtungen zu einer Eskalation des Burnouts führen. Achtsamkeit kann helfen den Fokus wieder auf die eigenen Bedürfnisse zu lenken und Momente der Ruhe zu finden.

Achtsamkeit in der Weihnachtszeit bedeutet demnach den Moment zu schätzen, den Konsum zu hinterfragen und die eigene Belastung zu reduzieren. Es geht darum, Weihnachten als eine Zeit der Besinnung und des Innehaltens zu sehen, in der nicht das äußere Bild der Perfektion zählt, sondern die echten Erlebnisse und die innere Ruhe. Besonders in einer Gesellschaft, in der Konsum oft mit Weihnachten gleichgesetzt wird, kann Achtsamkeit eine kraftvolle Möglichkeit sein die Feiertage auf eine gesunde und nachhaltige Weise zu erleben – für mehr Freude, weniger Stress und eine tiefere Verbindung zu sich selbst.

Quellenangaben
  • Margraf, J. & Schneider, S. (2018). Lehrbuch der Verhaltenstherapie, Band 1: Grundlagen, Diagnostik, Verfahren und Rahmenbedingungen psychologischer Therapie. Springer, Berlin Heidelberg.
  • Michalak, J., Heidenreich, T. & Williams, J. M. G. (2021). Achtsamkeit. Deutschland. Hogrefe, Göttingen.
Vanessa Graßnickel
Chefärztin, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Vanessa Graßnickel
Dr. med. Vanessa Graßnickel ist eine anerkannte Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Nach langjähriger Tätigkeit als Oberärztin übernahm sie 2024 die Position als Chefärztin der LIMES Schlossklinik Fürstenhof in Bad Brückenau. Dr. Graßnickel spezialisiert sich auf verhaltenstherapeutisch basierte Behandlungen und Suchtmedizin, fundiert durch ihr Medizinstudium an der Ruhr-Universität Bochum und einer umfangreichen fachärztlichen Ausbildung an der Universitätsklinik für Psychiatrie in Bochum. In ihrer Rolle als Chefärztin verbindet Dr. Graßnickel modernste diagnostische und therapeutische Methoden mit einer empathischen, respektvollen Patientenbetreuung sowie maßgeschneiderten Therapieplänen.

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