Wie oft sind Sie schon morgens mit Kiefer- und Kopfschmerzen aufgewacht? Vielleicht haben Sie auch schon mal vor dem Spiegel gestanden und sich gefragt, warum Ihre Zähne abgenutzter aussehen als früher…All das müssen nicht, aber können Hinweise auf nächtliches Knirschen mit den Zähnen sein. Gerade wenn Sie auch sonst das Gefühl haben akut unter Stress zu stehen, lohnt es sich das Thema einmal näher zu beleuchten.
Als Bruxismus wird eine Erkrankung bezeichnet, bei der Menschen unbewusst ihre Zähne zusammenpressen oder knirschen – meistens mit dem zehnfachen des normalen Kaudrucks. Es handelt sich um ein häufiges Phänomen, das sowohl tagsüber als auch nachts auftreten kann, jedoch gerade während des Schlafs besonders ausgeprägt ist. Viele Menschen sind sich nicht bewusst, dass sie an Bruxismus leiden, da es manchmal keine offensichtlichen Symptome gibt. Oft sind es Familienmitglieder oder Zahnärzte, die die ersten Anzeichen bemerken.
Wichtig: Bruxismus als solches wird nicht standardmäßig erfasst. Es ist jedoch bekannt, dass gerade die Altersgruppe zwischen 30 und 45 Jahren besonders häufig betroffen ist, zudem Frauen häufiger als Männer.
Wie bereits erwähnt geschieht das Zähneknirschen häufig unbewusst und es gilt besonders aufmerksam zu sein um es zu erkennen. Sehr deutlich wird eine Betroffenheit, wenn mehrere der folgenden Symptome in Kombination mit Stress im Alltag auftreten – wobei natürlich auch unbewusste Faktoren belastend sein können:
Wie bereits erwähnt spielt hier eine anhaltende Anspannung durch Stress eine bedeutsame Rolle, wobei natürlich nicht jede Person, die gerade unter Stress steht auch unter Bruxismus leidet. Entscheidend ist hier wie lange der Stress bereits anhält und wie eine Person ihn verarbeitet – das Knirschen mit den Zähnen kann eine Option sein und auch auf eine unbewusste bzw. verdrängte Stressbelastung hinweisen. Auch im Rahmen psychischer Erkrankungen, wie einer Angststörung, Depressionen oder Zwangsstörung, tritt Bruxismus häufig auf. Hinzu kommen weitere begünstigende Faktoren wie eine abnormale Kieferausrichtung, welche zu einem Ungleichgewicht der Kiefermuskulatur und damit zu Druck auf den Zähnen führt. Ebenso stehen Schlafstörungen häufig in Verbindung mit nächtlichem Zähneknirschen, beispielsweise bei Menschen mit obstruktiver Schlafapnoe, bei der es zu wiederholten Atemaussetzern während des Schlafs kommt. Weiterhin können auch verschiedene Lifestyle-Faktoren wie der Konsum von Alkohol, Nikotin oder koffeinhaltigen Getränken das Nervensystem stimulieren und Zähneknirschen auslösen oder verschlimmern.
Natürlich ist das Knirschen lästig, jedoch finden sich manche Betroffene damit ab öfters mit Verspannungen aufzuwachen und gegebenenfalls einfach eine Schmerztablette einzunehmen. Das ist grundsätzlich begleitend auch nicht verkehrt, jedoch behandelt es nicht die Ursache des Problems und birgt dauerhaft nicht nur das Risiko einer beschädigten Zahnoberfläche, sondern auch von abgebrochenen Zähnen, die einen Zahnersatz erfordern. Auch in Hinblick auf den Kiefer kann es unter Umständen zu vollständigen Blockaden kommen.
Wie so oft ist es ratsam eine Erkrankung mit mehreren Strategien gleichzeitig zu behandeln. Folgend finden Sie eine Übersicht von ratsamen Maßnahmen:
Eine Aufbissschiene ist eine individuell angepasste Kunststoffschiene, die über den Zähnen einer oder beider Kieferhälften getragen wird. Sie schützt die Zähne vor direktem Kontakt und verringert den Druck und die Reibung. Die Schiene wird normalerweise nachts getragen, kann aber auch tagsüber verwendet werden, wenn das Zähneknirschen dort problematisch ist.
Da Stress eine der Hauptursachen für Bruxismus ist, kann die Anwendung von Stressmanagement-Techniken helfen, das Zähneknirschen zu reduzieren. Entspannungsübungen wie Meditation, Atemtechniken, Yoga oder autogenes Training können dazu beitragen diesen abzubauen und die Muskelspannung zu verringern.
Wenn bekannt ist, dass gleichzeitig zum Knirschen und Pressen der Zähne auch eine psychische Erkrankung vorliegt, kann Psychotherapie sehr hilfreich sein. Professionelle Unterstützung kann zudem helfen die erwähnten Stressmanagement-Techniken zu erlernen und in den Alltag zu etablieren.
Die Reduzierung oder Vermeidung von stimulierenden Substanzen wie Koffein, Alkohol und Nikotin kann dazu beitragen Bruxismus zu verringern. Diese Substanzen können das Nervensystem stimulieren und das Zähneknirschen verstärken.
Manchmal kann eine physikalische Therapie, mit beispielsweise Massagen, Wärmeanwendungen oder Muskeldehnübungen, helfen, die Verspannungen im Kiefer- und Gesichtsbereich zu reduzieren und die Symptome zu lindern.
Wenn Bruxismus aufgrund von Schlafstörungen oder einer abnormen Kieferausrichtung auftritt, ist es wichtig, die zugrunde liegende Erkrankung zu behandeln. Dies kann die Behandlung von Schlafapnoe, die Anpassung der Kieferposition durch Orthodontie, Kieferorthopädie oder andere zahnärztliche Behandlungen umfassen.
Alle genannten Maßnahmen können und sollten selbstverständlich auch präventiv angewandt werden. Zusätzlich ist eine gute Schlafhygiene mit einer entspannten Schlafumgebung, einem geregelten Schlaf-Wach-Zyklus und Vermeidung übermäßiger Stimulation vor dem Schlafengehen ratsam. Regelmäßige zahnärztliche Kontrollen können schlussendlich helfen eine Erkrankung frühzeitig zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen um mögliche Schäden zu verhindern oder zu reduzieren.
Kategorien: Angststörungen Depressionen Zwangsstörungen