Haben Sie schon mal plötzliche und sehr intensive Angstzustände erlebt, die eventuell sogar ohne erkennbaren Grund aufgetreten sind und innerhalb weniger Minuten ihren Höhepunkt erreichten? Dann hatten Sie tatsächlich schon mal eine Panikattacke. Warum Sie sich das eventuell gar nicht bewusst waren – Betroffene erleben dabei ganz unterschiedliche körperliche und psychische Symptome und auch die Auslöser sind sehr vielfältig.
Frau M. sitzt im Zug auf dem Weg zur Arbeit. Plötzlich hat sie das Gefühl, dass ihr die Luft wegbleibt und ihr Herz fängt an schnell zu schlagen. Sie spürt ein Kribbeln in den Händen und ein Engegefühl in der Brust. Sie versucht sich zu beruhigen, aber ihre Gedanken kreisen nur um das Gefühl, dass sie gleich ersticken wird. Die Situation im Zug wird immer unerträglicher für sie und sie hat das Gefühl flüchten zu müssen. Sie versucht sich auf den Ausstieg an der nächsten Station zu konzentrieren, aber ihr Körper fühlt sich schwer an und sie kann sich nicht bewegen. Die Panikattacke endet erst, als sie aus dem Zug aussteigt und frische Luft bekommt. Danach fühlt sie sich schwach und hat Angst, dass ihr das Erlebte wieder passieren könnte.
Auch wenn jeder Betroffene eine Panikattacke etwas anders erlebt – beängstigend ist sie in jedem Fall! Eine große Überschneidung gibt es bei folgenden Symptomen:
Leider gibt es keine genauen Zahlen über die Häufigkeit von Panikattacken in Deutschland, da nicht alle Betroffenen professionelle Hilfe suchen oder eine Diagnose erhalten. Es wird jedoch geschätzt, dass etwa 10-15% der Bevölkerung in ihrem Leben mindestens eine Panikattacke erleben.
Darüber hinaus erleben rund 5% aller Personen, die mit einer Angststörung diagnostiziert sind regelmäßig Panikattacken. Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer. Angststörungen allgemein zählen zu den am häufigsten diagnostizierten psychischen Erkrankungen und entwickeln sich meistens im jungen Erwachsenenalter.
Die genauen Ursachen von Panikattacken sind noch nicht vollständig erforscht. Es wird jedoch angenommen, dass eine Kombination von biologischen, genetischen, psychologischen und Umweltfaktoren eine Rolle spielt:
Biologische Faktoren: Es wird vermutet, dass eine Störung vom Gleichgewicht der Neurotransmitter im Gehirn zu Panikattacken führen kann. Insbesondere ein Ungleichgewicht von Serotonin, Noradrenalin und Gamma-Aminobuttersäure (GABA) wird als mögliche Ursache diskutiert.
Genetische Faktoren: Es gibt auch eine genetische Veranlagung für Panikattacken. Studien zeigen, dass es wahrscheinlicher ist, dass Menschen, deren Familienmitglieder an Panikattacken leiden, ebenfalls selbst betroffen sind.
Psychologische Faktoren: Ein Trauma, Stress oder Angststörungen können das Risiko für Panikattacken erhöhen. Auch bestimmte Persönlichkeitsmerkmale wie Perfektionismus und Sensibilität können bedeutsame Faktoren sein.
Umweltfaktoren: Bestimmte Umweltfaktoren wie der Konsum von Koffein, Alkohol oder Drogen können Panikattacken auslösen. Auch der Stress in Beziehungen, am Arbeitsplatz oder in sozialen Situationen kann darüber hinaus eine Rolle spielen.
Genau wie die Symptome während einer Panikattacke können auch die Auslöser von Person zu Person variieren. Eine gründliche Untersuchung durch einen Arzt oder Therapeuten kann helfen, die Ursachen von Panikattacken zu identifizieren und dadurch eine geeignete Behandlung einzuleiten.
Eine Panikattacke ist ein einzelnes Ereignis, das plötzlich auftritt und in der Regel innerhalb von Minuten abklingt. Bei der Panikstörung hingegen treten Panikattacken über einen längeren Zeitraum immer wieder auf, üblicherweise über mehrere Monate oder Jahre. Die wiederkehrenden Attacken haben meistens große Angst vor der Möglichkeit eine weitere Panikattacke zu haben zur Folge. Diese Angst kann dazu führen, dass die Person bestimmte Orte oder Situationen vermeidet, die mit einer früheren Panikattacke in Verbindung gebracht werden. Genau diese Vermeidung sorgt wiederum für Einschränkungen im täglichen Leben der Betroffenen und kann neben sozialen Kontakten auch die Berufsfähigkeit beeinträchtigen. Die Unterscheidung zwischen einzelnen Panikattacken und einer Panikstörung zu kennen ist gerade in Hinblick auf den Umgang und die Behandlung von großer Bedeutung.
Es gibt verschiedene Methoden, die bei der Bewältigung von Panikattacken helfen können:
Entspannungstechniken: Entspannungsübungen wie Yoga, progressive Muskelentspannung oder Atemübungen können dazu beitragen, den Körper und Geist zu beruhigen. Die erlernten Strategien können dazu führen, dass es gar nicht erst zu einer Panikattacke kommt oder dabei helfen Symptome während einer Attacke zu reduzieren.
Lebensstiländerungen: Auch eine gesunde Lebensweise mit ausreichend Schlaf, regelmäßiger körperlicher Aktivität und einer ausgewogenen Ernährung kann dazu beitragen, dass Stress sowohl auf körperlicher, als auch auf psychischer Ebene reduziert wird und mehr Widerstandsfähigkeit gegenüber möglichen Auslösern für eine Panikattacke besteht.
Kognitive Verhaltenstherapie: Sie ist eine Form der Psychotherapie, die darauf abzielt, negative Gedankenmuster und Verhaltensweisen zu ändern, die Panikattacken auslösen oder verstärken können. Im Rahmen der kognitiven Verhaltenstherapie lernen die Patienten, wie sie ihre negativen Gedanken erkennen und hinterfragen und durch realistischere Gedanken ersetzen können. Oft wird auch die Methode der Exposition eingesetzt, bei der die Patienten schrittweise den Situationen oder Orten ausgesetzt werden, die Panikattacken auslösen können, um ihnen zu zeigen, dass diese nicht unbedingt gefährlich sind. Durch Exposition können Angstreaktionen demnach reduziert werden und es kann gelernt werden mit den eigenen Symptomen umzugehen.
Medikamente: Antidepressiva und Benzodiazepine können ebenfalls zur Linderung von Symptomen eingesetzt werden. Diese sollten jedoch nur unter Aufsicht eines Arztes eingenommen werden, da sie potenzielle Nebenwirkungen haben können und abhängig machen können.
Es ist wichtig zu beachten, dass jeder Mensch anders auf eine Behandlung anspricht und es einige Zeit dauern kann, bis eine geeignete Methode gefunden wird. Es ist daher empfehlenswert, einen Facharzt aufzusuchen, um eine Diagnose und eine auf den Einzelfall abgestimmte Behandlung zu erhalten.
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