Unsere Persönlichkeit setzt sich aus all unseren Eigenschaften und unserem Verhalten zusammen. Veränderungen sind zwar möglich, jedoch bleiben die meisten Eigenschaften das Leben lang relativ stabil. Und genau mit dieser einzigartigen Persönlichkeit unterscheiden wir uns von jeder anderen Person auf dieser Welt. Doch was genau ist nun eine Persönlichkeitsstörung? Und wie kann eine „Störung“ vorliegen, wenn wir doch eh alle anders sind?
Eine Persönlichkeit mit Störungswert unterscheidet sich durch folgende Merkmale von der anderer Personen:
Die ersten Anzeichen einer Persönlichkeitsstörung zeigen sich meist schon im Kindes- und Jugendalter. Um eine Diagnose stellen zu können muss ausgeschlossen werden, dass die Symptome nicht im Rahmen von Drogenkonsum, einem Unfall mit Gehirnschädigung oder einer anderen psychischen Erkrankung auftreten.
Wichtig: Etwa zehn Prozent der deutschen Bevölkerung leiden an einer Persönlichkeitsstörung. Innerhalb der verschiedenen Persönlichkeitsstörungen unterscheiden sich die Zahlen nochmal sehr stark. Darüber hinaus leiden die Betroffenen in den meisten Fällen noch an mindestens einer weiteren psychischen Erkrankung, besonders häufig an Depressionen, Angststörungen, Essstörungen und Suchterkrankungen.
Die oben genannten Merkmale sind die Schnittmenge der breiten Vielfalt an Persönlichkeitsstörungen. Um eine Überblick über alle bestehenden Ausprägungen zu erhalten, gibt es eine Einteilung in drei größere Kategorien:
Da die Persönlichkeit aus unzählig vielen Facetten bestehen kann, lassen sich manche Störungsbilder nicht ganz klar einer Diagnose zuordnen. Um auch in diesen Fällen eine Diagnose stellen zu können, wird von einer kombinierten Persönlichkeitsstörung gesprochen.
Wie bereits erwähnt hat eine Persönlichkeitsstörung Auswirkungen auf so gut wie alle Lebensbereiche. Wie hoch der Leidensdruck schon bei alltäglichen zwischenmenschlichen Begegnungen und Ereignissen sein kann, zeigt folgendes Beispiel:
Frau S. befindet sich auf der Weihnachtsfeier ihres Arbeitgebers. Als sie den Veranstaltungsort betritt, hört sie wie eine Gruppe von Kollegen laut lacht. Frau S. ist umgehend der Meinung, dass ihre Kollegen über sie lachen. Genau wie alle anderen Gäste, die mit ihrem Gegenüber tuscheln und kichern. Sie fühlt sich ausgegrenzt und beschämt und vermutet, dass ganz entsetzliche Gerüchte über sie verbreitet werden, die ihrem Ruf auf der Arbeit bewusst schaden sollen.
In Wahrheit unterhalten sich alle Kollegen über ganz andere Dinge, lustige Erlebnisse, ihre Urlaube und Freizeitaktivitäten.
Frau S. ist erbost und schreit, alle sollen sofort aufhören über sie zu lästern. Sie lässt sich auch von ihren befreundeten Kollegen nicht beruhigen und verlässt aufgelöst die Feier.
Die breite Vielfalt an Persönlichkeitsstörungen lässt schon erahnen, dass es nicht die eine Ursache gibt. Vielmehr ist es eine Kombination aus psychosozialen und genetischen Faktoren. Während die genetischen Faktoren nur bei manchen Störungsbildern, wie der dissozialen Persönlichkeitsstörung, einen größeren Stellenwert haben, sind die psychosozialen Faktoren immer ein Auslöser. Psychische Probleme der Eltern, ungünstige Erziehungsstile, fehlender sozialer Rückhalt, traumatische Erlebnisse, Gewalt oder Misshandlung können für eine Erkrankung verantwortlich sein. Warum allerdings bei den einen Personen gewisse Faktoren zu einer Erkrankung führen und bei den anderen nicht, ist bisher nicht abschließend erforscht.
Vorab: Viele Persönlichkeitsstörungen sind bei der Wahl eines geeigneten Therapieverfahrens heilbar!
Da die Erkrankung meist schon lange besteht, nimmt eine Therapie oft mehrere Jahre in Anspruch. Ziel ist auch kein vollständiger Wandel der Persönlichkeit, sondern eine Veränderung in konkreten Verhaltensweisen und Gedankenstrukturen, die Betroffene im täglichen Leben belasten. Es wird eine bessere Bewältigung von Stresssituationen sowie zwischenmenschlichen Konflikten angestrebt und das ungünstige Selbstbild korrigiert. In dem Zuge werden auch die noch parallel bestehenden Störungsbilder behandelt. Je nach Erkrankung kann darüber hinaus auch eine medikamentöse Behandlung erfolgen.
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